Hall of Fame 2019 - Joe Pentzlin

Laudatio für Joe Pentzlin „Hall Of Fame”hall of fame pentzlin2019

Mit unserem nächsten Preisträger nehmen wir einen weiteren großartigen Pianisten in die „Hall Of Fame“ auf, der seit vielen Jahrzehnten die internationale Boogie-Woogie- Szene mit seinem einzigartigen groovenden, swingenden Stil, der im bluesorientierten Jazzpiano seine Heimat hat, bereichert.  Auch er hatte in der Bremer Talk-Show "III nach 9", im Zeitraum von 1978-1997 diverse Solo- und Duo-TV-Auftritte, zusammen mit Gottfried Böttger an zwei Pianos.

Ihre Duette, die sie dort, und unter anderem auch  im legendären Göttinger „Blue Note“ spielten, verblüfften die Zuhörer mit arrangierten Stücken, ausgeklügelten und exakt dargebrachten Wendungen und kreativen Improvisationen, die von so großer Spielfreude getragen waren, dass man beide stets an ihren Instrumenten strahlen sah und das Publikum, wie ich es als Student in Göttingen selbst mehrfach miterleben durfte, in ungezügelte Begeisterung versetzt wurde. Ihre gemeinsam aufgenommenen Tonträger "DIREKT" · "Jahrgang ´82" und "TAKE TWO" sind in der Boogie-Szene längst zu Klassikern avanciert und dürfen in keiner Sammlung fehlen!

1936 in Berlin geboren, erhielt unser Preisträger den ersten Klavierunterricht mit 7 Jahren bei seiner in Neubrandenburg lebenden Tante Charlotte Schramm, die, wie er sagt, „eine gute Lehrerin und Pädagogin war, da gab es auch keine Sonderbehandlung. Bei ihr entdeckte ich meine Freude am Klavier.“ Als man dann, bedingt durch den Krieg, nach Osterwald in der Nähe von Hameln zog, wo er etliche schöne Jahre verbrachte, war eine der ersten Aktionen seiner Eltern, Klavierunterricht zu organisieren, denn Musik hatte in der Familie immer einen hohen Stellenwert. Hinzu kam eine neue Entwicklung. Im Radio erklang  „In the mood“ von Glenn Miller, für ihn eine prägende Begegnung mit dem Swing, ein Stück, dass er auf dem Klavier nachspielte.

Es folgte der Besuch des Göttinger Musikkonservatoriums und der Musikakademie. Dort vertiefte er sich bei Professor Fuchs in die komplexe Welt der Harmonielehre, von dem er auch in späteren Jahren immer wieder profitieren konnte. Im Duo mit Gottfried Böttger war er gleichzeitig der Arrangeur. Mindestens ebenso wichtig wie die akademische Beschäftigung mit der Musik war für ihn das autodidaktische Studium  des Swing-Pianos etwa eines Erroll Garners oder George Shearings, deren Stil er zunächst in dem von ihm gegründeten Swing College Trio spielte, sodann  trat er mehrfach beim Deutschen Amateurfestival in Düsseldorf auf sowie in zahlreichen Funk- und Fernsehsendungen und spielte mit seinem Trio Tourneen.

1975 tourte er als "musikalischer Botschafter" Göttingens durch Polen und England. Mit dem amerikanischen Saxophonisten und Sänger Eddie "Cleanhead" Vinson nahm er 1976 eine vielbeachtete Platte auf und unternahm mit ihm internationale Tourneen.

Darüber hinaus konzertierte er u.a. mit Charly Antolini, Chris Barber, Champion Jack Dupree, Bill Ramsey, Gunter Hampel, sowie mit Karl Dall oder Jürgen von der Lippe.

In Göttingen, wo ich 3 Jahre studierte, sind wir uns leider nie begegnet, denn immer verpassten wir uns, wenn ich auf einer Session war, hieß es, er kommt wahrscheinlich auch, doch dann kam ihm etwas dazwischen und bei ihm anzurufen habe ich mich nicht getraut. Weil wir ihn gerüchteweise bei den Sessions erwarteten und dann vermissten, machte ich 1990 einen Titel, der in seinem Stil gefasst ist und auch seinen Namen trägt.

Und den ich ihm bald einmal vorspielen werde (wir haben uns schon für einen Besuch bei ihm in Göttingen verabredet), wie wir gesagt haben, aber nicht heute, ich hab schon so viel gespielt, und er kann nicht so lange bleiben, weil: nach wie vor ist er „on the road“, morgen früh gibt er schon wieder ein Konzert in Kassel. Unfassbar! Ich verehre ihn sehr und möchte ihm von Herzen auch persönlich danken für all die schönen und tröstenden Momente seiner und Gottfrieds Musik.

Aber die Frage meines Musikstücks kann ich heute ENDLICH mit einem glücklichen „JA!“ beantworten: Das Stück heißt nämlich: „Has anyone seen Joe Pentzlin?“ Ja, denn da vorne ist er! Und wir bitten ihn nach vorne! Herzlichen Glückwunsch zur Aufnahme in die Pinetop - HALL OF FAME: JOE PENTZLIN!